Grundsätzliches

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Ein Verkehrskonzept für Heppenheim

= ein Verkehrskonzept für den Landkreis Bergstraße

 

Wer von Heppenheim auf der B 47 nach Worms unterwegs ist, unterquert bei Bürstadt fünf Brücken, deren Länge Rückschlüsse auf einen beabsichtigten vierspurigen Ausbau der B 47 zulassen. Diese scheinbar zu groß geratenen Brückenbauwerke schmücken nun schon einige Jahrzehnte die Ortsumgehung von Bürstadt. Dem einen oder anderen Zeitgenossen fällt möglicherweise dazu noch das Stichwort Odenwald-Autobahn ein. Da gab es Ende der 60er, Anfang der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts ein Straßenbauprojekt, welches eine Autobahn von Worms aus nach Osten quer durch den Odenwald Richtung Würzburg vorsah. Diese sog. Odenwald-Autobahn sollte an Bürstadt und Lorsch vorbei zwischen Bensheim und Heppenheim in den Odenwald führen. Woran dieses Projekt letztlich gescheitert ist, entzieht sich unserer Kenntnis.

Durch den Bau der neuen Rheinbrücke und der zurzeit laufenden Sanierung der alten Wormser Rheinbrücke, ist nach Jahrzehnten in den Bau einer vierspurigen Straße von Worms an die Bergstraße plötzlich wieder Bewegung gekommen. Der jetzt angestrebte vierspurige Ausbau der B 47 zwischen Riedrode und Lorsch bestätigt dies nur (siehe Starkenburger Echo vom 20.06.2011). Der weitere Ausbau der B 47 zwischen Bürstadt und Worms ist die logische Konsequenz. Spätestens wenn die Sanierung der alten Wormser Brücken über den Rhein abgeschlossen ist und der Rhein dann vierspurig überquert werden kann, wird dieser Ausbau kommen, zudem in Worms zurzeit fieberhaft an der Anbindung der B 47 an die Autobahn A 61 gebaut wird.
So haben wir dann peu à peu eine vierspurige West-Ost-Verkehrsspange von der Autobahn A 61 über Worms bis an die Bergstraße zur A 67 und A 5.

Dass die vierspurige Schnellstraße B 47 vor Jahren nach Bensheim geführt worden ist und nicht nach Heppenheim erweckt zunächst den Eindruck, dass Bensheim als größte Stadt im Landkreis Bergstraße der zentrale Straßenverkehrsknoten an der hessischen Bergstraße sei. Mitnichten, Heppenheim ist der zentrale Straßenverkehrsknoten, insbesondere was die bereits angesprochene West-Ost-Verbindung betrifft. Denn der Straßenverkehr, der in das Herz des Odenwaldes will, fährt auf der Siegfriedstraße (B 460) über Heppenheim, Fürth, Weschnitz, weiter bis zur Kreuzung mit der B 45 bei Marbach oder Erbach. Die mögliche Variante auf der Nibelungenstraße (B 47) über Bensheim, Gadernheim, Lindenfels, Gumpener Kreuz, Reichelsheim zur Kreuzung mit der B 45 bei Michelstadt ist keine Alternative für den Straßenverkehr, da zu viele enge Kurven und Ortsdurchfahrten zu bewältigen sind. In diesem Zusammenhang, sei auf die abgeschlossenen Baumaßnahmen an der B 460 zwischen Fürth-Krumbach und Weschnitz hingewiesen. Die Beseitigung der beiden gefährlichen Kurven im Weiler Leberbach ist ein Beleg dafür, dass die Beschleunigung des Straßenverkehrs auf der B 460 in den Odenwald beabsichtigt ist.

Der oben beschriebene Ausbau der B 47 als Schnellstraße hat drastische Folgen für Heppenheim. Sind zurzeit auf dem Teilstück der B 460 vom Autobahnanschluss Heppenheim Richtung Stadt täglich ca. 20.000 Kraftfahrzeuge unterwegs, so wird ein vierspuriger Ausbau der B 47 den Straßenverkehr über die B 460 nach Heppenheim hinein deutlich steigern und dieser Verkehr muss durch das Nadelöhr Heppenheim hindurch. Die Anwohner in der Lorscher-, Darmstädter-, Lehr- und Siegfriedstraße müssen zukünftig ein noch höheres Verkehrsaufkommen erleiden als sie es eh schon tun und umgekehrt, die Autofahrer ebenfalls. Der morgendliche kilometerlange Rückstau aus Richtung Kirchhausen und der abendliche Rückstau vom Autobahnanschluss nach Heppenheim hinein sprechen Bände. Jetzt sieht das Straßenverkehrsamt in Bensheim die Lösung nur darin den Straßenverkehr durch Heppenheim zu beschleunigen, d. h. die Siegfriedstraße in Heppenheim als Rennstrecke auszubauen und möglicherweise als nächster Schritt den Kreuzungsversatz B 460/B 3 zu beseitigen, anstatt eine Konzeption für eine zukunftsweisende Umgehungsstraße vorzulegen.

Bestimmt wird so mancher Politiker beim Lesen dieser Zeilen aufschreien, was die hier indirekt skizzierte neue straßenverkehrsmäßige Erschließung des vorderen Odenwalds betrifft. Aber es kann doch nicht sein, dass sich weiterhin tagtäglich zehntausende von Menschen in ihr Auto setzen, um nervenaufreibende sowie zeitraubende Stau-Fahrten in Kauf nehmen zu müssen, um zu ihrem Arbeitsplatz an der Bergstraße oder im Ried zu gelangen. Der Weg muss umgekehrt sein, die Arbeit muss wieder zu den Menschen kommen! Dies setzt voraus, dass eine Verkehrsinfrastruktur geschaffen wird, damit es sich für mittelständische Firmen lohnt, sich wieder im Odenwald anzusiedeln. Damit ist hier eine akzeptable Fahrzeit vom Odenwald zu den Autobahnen A 5 und A 67 an der Bergstraße gemeint. Nur so wird diese tägliche Massenbewegung an Kraftfahrzeugen morgens aus den Odenwald heraus und abends in den Odenwald hinein deutlich reduziert.

Was eine Umgehungsstraße für Heppenheim bedeutet, so möge man sich ein Beispiel an Freiburg im Breisgau nehmen. Mehrere Jahrzehnte lang war es ein schlimmes Kreuz gewesen für die Bewohner in den Stadtteilen Wiehre und Kappel sowie für die Autofahrer die eigentlich gar nicht nach Freiburg, sondern auf der B 31 in den Schwarzwald Richtung Kirchzarten oder weiter nach Donaueschingen fahren wollten. Der gesamte Durchgangsverkehr quälte sich auf der alten B 31, der Schwarzwaldstraße, am Fußballstation des FC-Freiburgs vorbei Richtung Kirchzarten. Erst seitdem die B 31 teilweise unter die Erde verlegt (zwei Tunnel à 0,9 km u. 1,2km und 1,5km Galerie) worden ist, ist das Wohnen in den beiden Stadtteilen wieder lebenswert geworden und für den Durchgangsverkehr hat sich die Fahrzeit von der Autobahnabfahrt Freiburg-Mitte bis nach Kirchzarten von ehemals ca. 40 auf 20 Minuten halbiert.

Aber warum in die Ferne schweifen, die Umgehungsstraße durch den Saukopf-Tunnel ist für die Anwohner links und rechts der Weschnitz von Reisen bis nach Weinheim hinein ein wahrer Segen geworden und für die Autofahrer ebenfalls. Die Fahrzeit auf der neuen B 38 vom Autobahnkreuz Weinheim bis nach Reisen hat sich so mindestens halbiert und die Lebensqualität im Weschnitztal stark verbessert.

Wenn Heppenheim als liebens- und lebenswerte Kleinstadt und hier insbesondere die Vorstadt erhalten bleiben soll, dann muss der Durchgangsstraßenverkehrs raus aus Heppenheim. Heppenheim braucht deshalb eine Umgehungsstraße!

Aber eine richtige, von der auch die Einwohner von Kirschhausen, von Wald-Erlenbach und sogar von Mitlechtern profitieren. Auf gar keinen Fall eine Scheinlösung wie etwa der Maiberg-Tunnel, der den Verkehr nur von der Siegfriedstraße in das Erbacher Tal und die Bürgermeister-Metzendorf-Straße verlagern würde. Das Sankt-Florian-Prinzip stand wohl hier Pate.

Zu der eben geforderten zukunftsweisenden Umgehungsstraße in West-Ost-Richtung gehört natürlich auch der Autobahnanschluss-Süd. Während des Wahlkampfs für die Kommunal- und Bürgermeisterwahl in Heppenheim im März 2011. konnte man den Eindruck gewinnen, dass der Autobahnanschluss-Süd Konsens ist in fast allen der im Stadtparlament vertretenden Parteien. Nun, nach dem die Wahl vorbei ist, hört man davon nichts mehr. Dabei ist der Autobahnanschluss-Süd der Dreh- und Angelpunkt für eine zukünftige West-Ost-Umgehungsstraße. Die Lage des Autobahnanschlusses-Süd entscheidet über den Verlauf der Umgehungsstraße in den Odenwald.

Bei dieser Gelegenheit muss auch ein Blick auf den Nord-Süd-Verkehr in Heppenheim geworfen werden. Überall in den Nachbarstädten nördlich und Gemeinden südlich von Heppenheim hat man dort in dem vergangenen Jahrzehnt Straßenbauprojekt realisiert, damit der Verkehr auf der B 3 reduziert wird. Gemeint sind damit der Berliner-Ring von Zwingenberg bis nach Bensheim hinein und die teilweise bereits vorhandene K 4229 eine Parallelstraße zur B 3 von Weinheim bis zur Landesgrenze nördlich von Laudenbach (siehe Starkenburger Echo vom 13.06.2009).

Nur in Heppenheim hat sich nichts getan! Im Gegenteil, Anfragen aus Laudenbach in den 1990er Jahren an die Stadt Heppenheim über eine Kreisverbindungsstraße westlich der Bahn gemeinsam nachzudenken, wurden abschlägig beantwortet. Nur so lässt sich der „Laudenbacher Haken“ mit dem neuen B 3-Kreisel an der Landesgrenze erklären, anstatt diese Straße bis nach Heppenheim weiterzubauen. Somit ist die Kreisstadt als einziges Nadelöhr an der Bergstraße übrig geblieben.

Wenn das Wohnen in Heppenheim entlang der Darmstädter- und der Ludwigstraße auch wieder lebenswert sein soll, muss der Durchgangsverkehr raus aus der Innenstadt und in den Westen verlagert werden.
Konkret bedeutet dies, der Berliner-Ring muss von Bensheim kommend nach Heppenheim zur die Tiergartenstraße verlängert werden und dann weiter Richtung Laudenbach. Es braucht eine „B 3-West“. Nur so hat das Leben in der Heppenheimer Innenstadt eine Zukunft. Für das dabei betroffene kleine Naturschutzgebiet zwischen Heppenheim und Bensheim sind genügend Ersatzflächen vorhanden.

Summa summarum, Heppenheim ist das Nadelöhr an der hessischen Bergstraße, sowohl in West-Ost- als auch in Nord-Süd-Richtung! Es bedarf deshalb dringend eines zukunftsweisenden Verkehrskonzepts für Heppenheim, welches letztlich auch ein Verkehrskonzept für die Bergstraße, den Odenwald und das Ried darstellt.
Die Politik in der Kreisstadt Heppenheim sowohl im Rathaus als auch im Landratsamt ist gefordert.

 

Heppenheim braucht Umgehung: Hepbrum e.V.